Beutegreifer Hund, der doch mittlerweile ein Allesfresser ist − oder doch nicht?
Der Grauwolf (Canis Lupus) gilt als Vorfahre aller heutigen Haushunderassen, entstand doch erst vor ca. 16.000 Jahren der Haushund (Canis lupus familiaris). Man ging bisher auf der Grundlage genetischer Forschungen davon aus, dass die genetische Übereinstimmung von Wolf und Hund 99,8 % betragen würde.Das bedeutet, dass der Hund sich nur um 0,2 % vom Wolf unterscheidet. Ein neuartiger Kern-DNA Test widerlegte die 0,2 % Theorie von 2010. Grauwölfe und Hunde unterscheiden sich nach neuestem Kenntnisstand nur zu 0,04% voneinander. Carnivore, Omnivore oder fleischfressender Flexitarier – was denn nun? Der Mensch hat durch züchterische Auslese den Wolf soweit verändert, dass man den Ur-Ahn in unseren heutigen Haushunden äußerlich nicht mehr wieder finden kann.
Die Veränderungen beziehen sich demnach auf die Größe, das Fell und bestimmte äußerliche Merkmale sowie Einsatzbereiche.
Eine Veränderung der inneren Organe war in diesem Ausleseprozess unbedeutend, fraß der Hund doch bis ca. Mitte der 1950 Jahre rohes Fleisch, Schlachtabfälle und die Reste der menschlichen Nahrungsmittel.
Wie sieht der Verdauungstrakt des Hundes aus?
Der Hund hat wie sein Vorfahr Reißzähne und einen Magen der große Mengen an Nahrung aufnehmen kann.
Bei Wölfen hat man herausgefunden, dass er auf einmal 8 Kilogramm Fleisch zu sich nehmen kann.
Der Speichel des Hundes enthält im Gegensatz zu uns Menschen keine kohlenhydratspaltenden Verdauungsenzyme [1] und dient lediglich als Gleitmittel für die Nahrung.
Welpen fehlen die Enzyme zur Stärkespaltung bzw. Zuckerspaltung Amylase und Saccharase sogar fast vollständig.[2]
Die Magensäure des Hundes kann einen pH-Wert von unter 1 erreichen[3] und erfüllt somit ihren Zweck hervorragend – Fleisch und Knochen zu zersetzen.
Ein großer Magen mit aggressiven Verdauungssäften ermöglicht dem Hund, diese Nahrung zu verdauen, aber Magensäure wird nur in ausreichender Menge gebildet, wenn der richtige Schlüsselreiz in Erscheinung tritt: nämlich Fleisch.
Getreide[4]und große Mengen Rohasche im Futter[5] hemmen die Produktion von Magensäure allerdings.
Eine ausreichende Salzsäureproduktion ist jedoch Voraussetzung für die Eiweißverdauung.[6]
Die Verdaulichkeit für Eiweiße tierischer Herkunft ist beim Hund weit höher als bei Eiweißen pflanzlicher Herkunft[7], wobei die Verdaulichkeit durch Kombination mit schwer verdaulichen Kohlenhydraten (z. B. Stärke) bis zu 20% absinken kann.[8]
[1] Meyer/Zentek (2005): Ernährung des Hundes, S. 35[2] Meyer/Zentek (2005): Ernährung des Hundes, S. 155
[3] Meyer/Zentek (2005): Ernährung des Hundes, S. 25
[4] Meyer/Zentek (2005): Ernährung des Hundes, S. 25
[5] Meyer/Zentek (2005): Ernährung des Hundes, S.42
[6] Meyer/Zentek (2005): Ernährung des Hundes, S. 33
[7] Meyer/Zentek (2005): Ernährung des Hundes, S. 39f.
[8] Meyer/Zentek (2005): Ernährung des Hundes, S. 41
Vor kurzem hat ein schwedisches Forscherteam herausgefunden, dass die Bauchspeicheldrüse der heutigen Hunderassen mittlerweile ein Enzym zur Aufspaltung von Kohlehydraten produziert (Amylase), welches beim Wolf gänzlich fehlt.
Ob das Organ aber ausreichend Enzyme produziert um die Unmengen an Kohlenhydrate aufzuspalten, wie man sie in den gängigen Fertigfuttersorten vorfindet, bleibt dahingestellt.
Es gibt genügend mit Fertigfutter ernährte Hunde, die eine Erkrankung der Bauchspeicheldrüse aufweisen – sei es in Form einer chronischen Pankreatitis oder einer exokrinen Pankreasinsuffizienz.
Ein deutliches Indiz dafür, dass das Organ nachhaltig überfordert wurde!
Zusätzlich leiden viele Hunde an Verdauungsbeschwerden wie Magen- und Darmproblemen, Sodbrennen oder Blähungen.
Veranschaulicht in 3 Zahlen:Die Gattung Canis besteht seit ca. 6.000.000 Jahren
Canis lupus familiaris kam zum Menschen vor ca. 16.000 Jahren
Fertigfutter gibt es seit etwas mehr als 60 Jahren
In 60 Jahren kann sich kein Organismus auf eine völlig andere Ernährung umstellen, ohne dass es dabei zu gesundheitlichen Problemen kommt!
Nur weil ein Hund etwas Getreide verwerten kann heisst es nicht, dass dies auch gesund für ihn ist.
Die artgerechte Nahrung für Hunde ist und bleibt deshalb Fleisch mit Innereien, Fett und Knochen sowie einen geringen Teil schwer- bzw. unverdaulicher Bestandteile – ähnlich dem Beutetierprinzip.